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#wirlebenartenvielfalt

Die Parteien im Tierwohlcheck

Alle demokratischen Parteien im Bundestag haben das Thema Haltungskennzeichnung in ihre Programme für die Bundestagswahl 2021 aufgenommen. Hier geben wir einen Überblick darüber, was genau sie in Sachen Tierwohl fordern. 

Aber: Wahlprogramme und Koalitionsverträge sind geduldig, wie wir gerade bei diesem Thema aus den vergangenen Wahlperioden wissen. Deshalb wollen wir mit dieser Kampagne und mit Eurer Hilfe Druck machen: Länger aufschieben geht nicht – jetzt muss sich endlich wirklich etwas ändern!

Darüber hinaus sind in den Wahlprogrammen der Parteien noch mehr Informationen zu den politischen Forderungen, unter anderem zur Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft, zu finden - reinlesen lohnt sich!  

SPD

Tierleid ist aus Sicht der SPD nicht zu rechtfertigen, auch nicht aus wirtschaftlichem Interesse. In der Nutztierhaltung setzt die Partei konsequent auf die Verbesserung des Tierwohls bei Einführung einer flächenbezogenen Obergrenze. Sie möchten für die Einführung eines verpflichtenden staatlichen Tierwohllabels mit nachvollziehbaren Regeln sorgen. Gleichzeitig möchte die SPD den Wildwuchs an selbst kreierten Labeln von Unternehmen zur Nachhaltigkeit ihrer Produkte beenden und ein verbindliches staatliches Label entwickeln.

CDU/CSU

Das Ziel der CDU/CSU Ziel ist eine verpflichtende europäische Haltungs-/Tierwohlkennzeichnung und auch auf EU-Ebene eine aussagekräftige, für die Verbraucher:innen erkennbare Herkunftskennzeichnung für mehr Lebensmittel.

Die CDU/CSU möchte Innovationen schnell umsetzen und Investitionen in Tierwohl fördern. Sie möchte ein Tierwohlstall-Förderungsgesetz erlassen, emissionsarme Modellställe entwickeln und die Landwirte beim Umbau der Nutztierhaltung auf Grundlage der Empfehlungen der Borchert-Kommission unterstützen. Die CDU/CSU habe kontinuierlich den Tierschutz verbessert und sei mit dem Ausstieg aus dem Kükentöten voran gegangen.

Die Union möchte verlässlichere Regelungen für Tiertransporte einführen. Ihr Ziel ist es, Fleisch statt lebende Tiere zu transportieren. Auch bei Zuchttieren müsse sichergestellt sein, dass aus der EU kein langer Tiertransport in Drittstaaten genehmigt wird, bei dem die Einhaltung der Tierschutzvorgaben nicht absolut sichergestellt ist. Sie möchten Zuchttiertransporte so schnell wie möglich ganz durch den Export von Zuchtmaterial ersetzen. Tierschutz darf laut CDU/CSU nicht an EU-Grenzen Halt machen.

Bündnis 90/Die Grünen

Die Grünen finden Tiere brauchen mehr Platz, Auslauf im Freien und Beschäftigung – das möchten sie artspezifisch verbindlich regeln und sich auch auf EU-Ebene für eine deutliche Anhebung der Tierschutzstandards einsetzen.

Damit Tierschutz wirtschaftlich machbar ist, will die Partei die Landwirt:innen unterstützen: durch eine Umbauförderung, die durch einen Tierschutz-Cent auf tierische Produkte finanziert wird, durch faire Preise und durch eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für tierische Produkte. Die Tierhaltung soll so an die Fläche und an Obergrenzen pro Stall gebunden werden, dass eine umwelt- und tiergerechte Bewirtschaftung gewährleistet ist. Den tiergerechten und brandsicheren Umbau von Ställen möchten die Grünen zum Standard machen, an den sich alle halten müssen.

Das möchten sie ebenso gezielt fördern, wie die Weidetierhaltung, die ökologisch wertvolles Grünland erhält und sinnvoll nutzt. Ställe, in denen Tiere nicht zumindest entsprechend der EU-Ökoverordnung gehalten werden können, sollen laut den Grünen nicht mehr gebaut werden. Statt tierquälerische Züchtung auf Hochleistung wollen sie robuste Rassen und Zweinutzungsrassen fördern. Amputationen, Eingriffe ohne Betäubung und qualvolle Betäubungsmethoden sowie Käfig- und Anbindehaltung sollen beendet werden. Der Einsatz von Antibiotika in der landwirtschaftlichen Tierhaltung soll zudem gesenkt werden. Um diese Medikamente gezielt einzusetzen und Resistenzen zu vermeiden, sollen vorrangig kranke Einzeltiere behandelt werden. Reserveantibiotika sollen der Humanmedizin vorbehalten werden. Um Lebendtiertransporte zu vermeiden, ziehen die Grünen die regionale und mobile Schlachtung dem Schlachten im zentralen Schlachthof vor und werden diese fördern. Die Grünen möchten Tiertransporte auf vier Stunden begrenzen und besser kontrollieren, Lebendtiertransporte in Drittstaaten außerhalb der EU sollen ganz verboten werden.

FDP

Die Freien Demokraten treten für eine verantwortungsvolle Haltung von Nutztieren ein. Damit auch die Verbraucher:innen beim Kauf tierischer Erzeugnisse Verantwortung übernehmen können, müssen Haltungsbedingungen laut der FDP klar erkennbar sein. Um das zu gewährleisten, setzt sich die Partei für ein einfaches, transparentes und verpflichtendes Tierwohllabel in der gesamten Europäischen Union und mittelfristig für europaweit einheitliche Tierschutzstandards ein. Für die FDP ist Tierwohl keine Frage der Stallgröße, sondern des Zustands des einzelnen Tieres. Die Tierschutzstandards auf Höfen müssen laut FDP regelmäßig und mindestens alle fünf Jahre kontrolliert werden. Damit Landwirt:innen Investitionsentscheidungen für mehr Tierwohl planen können, möchte die FDP verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Widersprüche zwischen konkurrierenden Rechtsbereichen wie zwischen dem Tierwohl und Immissionsschutz sollen aufgelöst werden. Die Anbindehaltung möchten die Freien Demokraten schrittweise überwinden.

Die Linke

Die Linke möchte den Umbau zu einer gesellschaftlich akzeptierten und klimagerechten Tierhaltung einleiten. Dabei muss eine sozial faire Finanzierung gesichert werden.

Die Partei möchte ein Verbot von Lebendtiertransporten, die über das Höchstmaß von vier Stunden hinausgehen. Der nächstgelegene Schlachthof soll stets bevorzugt werden. Mehr regionale Schlachtmöglichkeiten, einschließlich mobiler Schlachtung und Schlachtung auf der Weide, werden laut den Linken gebraucht. Schlachtverfahren möchten sie schmerz- und stressärmer gestalten.

Qualzucht und nicht kurative Eingriffe an Tieren (Schnäbel, Hörner, Schwänze) will die Partei verbieten. Das gilt auch für das Schreddern von Küken, die Anbindehaltung für Rinder und Käfighaltung. Zuchtsauen sollen nicht mehr im Kastenstand gehalten werden dürfen. Und mit tierquälerischen Kastrationsmethoden soll Schluss gemacht werden.

Der Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft soll auf kranke Tiere nach ärztlicher Verschreibung begrenzt werden, Tierschutzkontrollen sollen verschärft und Verstöße härter bestraft werden. Um Missbrauch vorzubeugen, möchte die Linke die Verschreibung und den Verkauf von Antibiotika trennen. Lebenswichtige Reserveantibiotika sollen nicht mehr in der landwirtschaftlichen Tierhaltung eingesetzt werden können.

DIE LINKE setzt sich für eine Vereinfachung der Lebensmittelkennzeichnung ein: …Eine verbindliche, staatliche Haltungskennzeichnung hilft, damit auch Verbraucher:innen zu mehr Tierschutz beitragen können.

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